Filmauswahl

Human Flow (Ai Weiwei)

2017, 140 Min.

Der weltbekannte chinesische Künstler Ai Weiwei hat sich auf die Spuren von Flüchtlingen in 23 Ländern begeben. Vom Irak, wo momentan etwa vier Millionen Menschen auf der Flucht sind, führt die Reise etwa auf die griechische Insel Lesbos, wo viele afrikanische Flüchtlinge untergebracht sind, oder nach Bangladesch, wohin knapp 250.000 Angehörige der muslimischen Minderheit Rohingya aus Myanmar geflüchtet sind. Dabei tritt Ai auch immer wieder selbst in Erscheinung, er hilft den Menschen, die er trifft, redet mit ihnen oder spielt mit Kindern. Doch auch auf die Ursachen der Flucht geht der Künstler ein, genauso wie auf die Folgen, zu denen neben Leid, Ausbeutung und Entwurzelung auch Radikalisierung gehört Sein Film entwirft ein umfassendes Panorama der Flüchtlingsproblematik auch aufgrund von Einzelschicksalen, spart weder das seelische noch das physische Elend und die Hoffnungslosigkeit aus. Ein bewegendes Filmdokument und Plädoyer für Solidarität, Menschlichkeit und Menschenrechte, aber auch über Grenzschliessungen und Abschottungen.
Da der Film über zwei Stunden dauert, würden wir eine Auswahl von ca. 60 Minuten treffen.

Eldorado (Markus Imhoof, DVD erst ab 27. September)

2018, 92 Minuten

Regisseur Markus Imhoof beschäftigt sich mit der Frage, wie Flüchtlinge und Migranten im Europa des 21. Jahrhunderts behandelt werden. Dabei geht Imhoof auch auf seine eigene Vergangenheit ein, denn während des Zweiten Weltkriegs nahm seine Familie ein italienisches Flüchtlingskind namens Giovanna bei sich auf und pflegte es gesund. Diese Geschichte, die kein gutes Ende nahm, ging ihm niemals aus dem Kopf. In der Gegenwart begibt er sich daher auf Giovannas Spuren nach Italien und beobachtet dort beispielsweise die Operation „Mare Nostrum“ der italienischen Marine, bei der Flüchtlinge aus dem Mittelmeer geborgen werden. Der Film zeigt weiter, wie Flüchtlinge in Auffanglager in Italien aufgenommen werden und wie sie versuchen in die Schweiz zu gelangen. Weitere Flüchtlinge überleben, in dem sie unter widrigsten Umständen in Agrarproduktion in Süditalien arbeiten. Es ist ein Dokumentarfilm, der die Hintergründe und Strukturen der Flüchtlingskrise offenlegt. Zugleich ist es ein sehr persönlicher Film, der an die Menschlichkeit appelliert.

Life in Paradis (Roman Vital)

2013, 78 Minuten

In Valzeina, einem idyllischen Schweizer Bergdorf, steht das Ausreisezentrum «Flüeli». Früher war es ein Ferienheim für Kinder, heute wird es gegen den Willen der Einheimischen von abgewiesenen Asylsuchenden bewohnt. Jeder Vierte im Dorf ist nun ein «illegaler Ausländer». «Life in Paradise» zeigt eindrücklich wie die Schweizer Aslylpolitik in der Praxis funktioniert, wie wir mit Asylsuchenden in unserer Nachbarschaft umgehen, wie unser Leben sich dadurch verändert und was es bedeutet, als Abgewiesener abgeschieden in unserer Heimat leben zu müssen. Einige DorfbewohnerInnen solidarisieren sich mit den Flüchtlingen und versuchen ihren Alltag etwas zu erleichtern.
Indem der Film sowohl das Leben der Dorfbewohner als auch das Leben der abgewiesenen Asylbewerber zeigt, führt er den Zuschauern einerseits die Folgen der schweizerischen Asylpolitik anhand eines konkreten Beispiels vor Augen und greift andererseits ein Thema von globaler Bedeutung auf: das Zusammentreffen von wohlhabenden Menschen aus dem Norden mit mittellosen und abgewiesenen Asylsuchenden aus der , die aus unterschiedlichen Gründen nicht zurück kehren möchten.
„Was der Film sagen will, ist: Es gibt keine einfachen Antworten, kein Schwarz oder Weiss. Es ging mir darum, Grautöne in die Diskussion einzubringen. Es geht um Menschen, da kann man nicht so tun, als liessen sich die Probleme mathematisch lösen.“ (Roman Vital)

Facing Mecca (Jan-Eric Mack)

2016, 27 Minuten

Fareed ist aus Syrien geflüchtet. Seine Frau ist an Krebs gestorben. Die Gemeinde Amrikon ist dazu verpflichtet, sich um die Beerdigung zu kümmern. Fareed möchte seine Frau nach muslimischem Brauch begraben.
Der pensionierte Roli engagiert sich für Fareed und seine Töchter. Doch es gibt Probleme: Die Grabfelder von Amrikon sind nicht gegen Mekka ausgerichtet und auch eine Bestattung innerhalb der 24-Stunden Frist nach Eintritt des Todes kann nicht eingehalten werden.
Roli findet eine kreative Lösung: Ein Familiengrab, in dem der Leichnam diagonal bestattet werden kann. Aber auch Familiengräber werden nach 25 Jahren exhumiert und neu vergeben. Ein absolutes Tabu für Muslime, denn der Totenfrieden darf nicht gestört werden.
Die einzige Alternative die bleibt, ist den Leichnam nach Syrien zurück zu schaffen. Doch Syrien ist nicht mehr. Der Sarg soll deshalb nach Beirut geflogen werden. Fareed hätte seine Frau aber gerne in der Nähe bestattet, um das Grab besuchen zu können. Ein weiterer Schock für Roli und Fareed stellen die hohen Überführungskosten dar. Doch die Gemeinde will zahlen. Nicht zuletzt auch, um sich des Problems zu entledigen.
Roli hat einen Plan. Nach Beirut fliegt ein leerer Sarg. Die Familie bleibt vereint. Sofern Faered und seine Töchter in der Schweiz bleiben dürfen…

Trading Paradise (Daniel Schweizer)

2016, 78 Min.

Der Regisseur Daniel Schweizer nimmt sich eines Themas an, das der Schweiz einen neuen Skandal bescheren könnte: die Praktiken der Rohstoffkonzerne. Ein grosser Teil dieses weltweiten Handels wird von in Zug oder Genf ansässigen Unternehmen gesteuert. 20 bis 30 % der weltweit gehandelten Rohstoffe wechseln durch Schweizer Unternehmen den Besitzer. Sie sind dafür bekannt, intransparent zu arbeiten, wenig Steuern zu zahlen und sich der Verantwortung für Umweltschäden in den Förderländern zu entziehen. Rund um den Globus enthüllt «Trading Paradise» die Kehrseite dieser Aktivitäten und eröffnet eine notwendige Debatte über die ethische Verantwortung dieser Unternehmen.
Die Konzernverantwortungsinitiative, bzw. die entsprechende Gesetzesvorlage des aktuell von den Schweizer Parlamenten diskutierten Gegenentwurfs, hat das Ziel, die 1500 grössten Konzerne mit Sitz in der Schweiz verbindlich an die in der Schweiz geltenden Standards zu binden.
Die politischen und sozialen Folgen der Rohstoffgewinnung durch mächtige Konzerne sind ebenfalls im Zusammenhang mit den Fragen nach den Fluchtursachen und nach der globalen Verantwortung für die Menschen aus den betroffenen Gegenden zu bedenken.

Neuland, (Anna Thommen)

2013, 93 Minuten

Sie sind weit gereist – per Flugzeug, Zug, Bus oder Boot. Jetzt finden sie sich in der Integrationsklasse von Lehrer Christian Zingg in Basel wieder, wo Jugendliche aus aller Welt innerhalb von zwei Jahren Sprache und Kultur unseres Landes kennenlernen. Unter ihnen der 19-jährige Ehsanullah aus Afghanistan, der das Meer in einem Schlauchboot und die Berge zu Fuss überquert hat. Oder die albanischen Geschwister Nazlije und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben und nun beim Vater und seiner neuen Frau untergekommen sind.
Wie die drei hoffen alle in Christian Zinggs Klasse, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Schweiz ihre Träume leben zu können. Der Lehrer macht sich und ihnen keine Illusionen darüber, dass es schwierig ist, in einem fremden Land einen beruflichen Einstieg zu finden. Gleichwohl wird Herr Zingg nicht müde, den Glauben seiner Schülerinnen und Schüler an sich selbst und an eine bessere Zukunft zu stärken.
Anna Thommens an zahlreichen Festivals ausgezeichneter Dokumentarfilm öffnet den Blick in eine Welt, die man so kaum kennt. Gekonnt verwebt die Regisseurin verschiedene, einfühlsam beobachtete Geschichten. NEULAND ist engagiert, bringt einem die porträtierten Menschen näher, entkräftet Vorurteile – ein fesselnder, sensibler und eindringlicher Film.